Rückblick auf das Konfirmationsjubiläum 8. Oktober 2017
H.-U. Rhinow

Unsere Kirchengemeinde Neufinkenkrug hat uns wieder einmal völlig unerwartet mit einer schriftlichen Einladung zum Konfirmandenjubiläum freudig überrascht. Der Brief kündigt an, dass im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes am 8. Oktober 2017 die ehemaligen Konfirmanden, die vor 50 Jahren in der Finkenkruger Kirche eingesegnet wurden, würdig gefeiert werden. Einbegriffen waren auch die 60jährigen Jublilare und ältere dazu. Im Anschluss an den Gottesdienst sind die Jubilare zu einem gemeinsamen Imbiss und einer Gesprächsrunde auf der Empore eingeladen. Bei allem verständlichen Bemühen um die Kinder, um die jungen Familien in unserer Gemeinde, man denkt auch an die ehrwürdigen Alten. Und das ist gut so. Ich erinnere mich an meine Großmutter vor 73 Jahren. Sie war enttäuscht, weil Pfarrer Reiche in Reppen ihren 86. Geburtstag vergessen hatte. Damals konnte ich ihre Enttäuschung nicht so recht verstehen. Jetzt in ihrem Alter hat mich die aktuelle Einladung tatsächlich schmeichelhaft berührt.

Die erste Freude währte kurz, weil mir plötzlich einfiel, dass ich die originale Konfirmationsurkunde bei meinem erschreckend angewachsenen Sammelsurium nicht so leicht finden würde. Ohne diese fiele mir niemals der damalige Konfirmationsspruch ein, und den würde doch Frau Hergenroether sicher erfragen wollen. Das könnte sehr peinlich werden. Da tröstete ich mich damit, dass meine christliche Überzeugung und Glaubensstärke wohl nicht von einem verblassten Konfirmationsspruch abhängig gemacht werden kann. Natürlich habe ich mich auf diesen Jubiläumstag vorbereitet.

Erwartungsfreudig marschierte ich zusammen mit meiner Frau Elisabeth, die tatsächlich mit mir zusammen am gleichen Tage vor siebzig Jahren von Pfarrer Voigt eingesegnet wurde, bei festlichem Glockengeläut zum Gottesdienst. Feierlich wurde es, als wir mit etwa 12 Jubilaren zusammen mit der Pfarrerin beim Orgelspiel einzogen und auf den vorderen Kirchenbänken Platz nahmen. Nach der Predigt traten die Jubilare jahrgangsmäßig an den Altar und wurden von Pfarrerin Hergenroether namentlich begrüßt und eingesegnet. Da standen wir nun als Ehepaar und Alterssenioren allein vor unserer Pfarrerin, die ob der besonderen Situation schmunzelnd ganz leise zuflüsterte: „Fast hätte ich gesagt: Sie dürfen die Braut jetzt küssen!“ Losgelöst vom Ernst der Feier erlebten wir den menschlichen Höhepunkt des Feiertages.
Anschließend saßen wir auf der vom Ehepaar Franke festlich vorbereiteten Empore. Eingeschlossen in zahlreiche Berichte waren insbesondere Erinnerungen an den aufrechten, durch politische Bedrängnis in der Zeit der Nationalsozialisten leidgeprüften Pfarrer Otto Voigt, den man bei allen kritischen Anmerkungen ehemaliger Konfirmanden in liebevoller Erinnerung behalten hat. Im Gespräch mit meinen Nachbarn entdeckte ich zwei ehemalige Finkenkruger aus Berlin, die beide eine dramatische Fluchtgeschichte aus der DDR-Zeit zu erzählen hatten. Einer schwamm über den Glienicker See nach Westberlin, eine kroch todesmutig am Finkenkruger Weg durch die Sperranlagen nach Spandau.
So tauchte eine würdige Feierstunde wieder ein in das gesellschaftspolitische Geschehen jüngster Vergangenheit. Elisabeth und ich, wir waren an diesem Tage wieder einmal bereichert durch ein neues gemeinsames Erlebnis in unserer Kirchengemeinde. Dafür danken wir allen Beteiligten und vor allem unserer Herz und Seele erfrischenden Pfarrerin Hergenroether.