Hinweise zum Familiennamen "Rhinow"
und seiner Ausbreitung in der Mark Brandenburg
H.-U. Rhinow, Stand: 21.02.2004
Das Telefonverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland weist 2002 ungefähr
184 Anschlüsse für Rhinows aus. Tatsächlich gibt es gerade in der Mark diesen
Namen (Rino, Rinau, Rinow, Rhinow, Rieno, Rienow ) häufiger, vermehrt im Havelland,
etwa zwischen Golm, Dreetz, Brandenburg, Rathenow Wittstock Neuruppin Falkensee.
Das Gebiet schließt auch die Orte Damme, Rhinow, Friesack, Vietznitz, Fehrbellin,
Gottberg, Sentzke, Brädow, Oranienburg mit ein. Auch in Berlin (70x) kommt der
Name seit 1850 öfter vor.
In seinem Wortstamm steckt das griechische Wort "rhin", das soviel wie fließen,
sich bewegen bedeutet (frz. "rien ne va plus!" ="nichts geht mehr"bedeutet.
Daher die Wortableitungen Rhin, Rhein, Rhone, Rinne, Rinnsal, Rhinozeros (Nasentier,
Nase = Organ mit Abfluß). Auch "rinnen" und "regnen" sind wortverwand. Einzubeziehen
sind dann die Flußnamen: Regnitz, Regen b. Regensburg, Recknitz b. Rostock,
der Reno, ie Rijeka, die Rjena in Norwegen, die Roine in Finnland. Daneben gibt
es Ortsnamen: Rheine an der Ems, Rheinsberg, Rendsburg, Reinheim b. Darmstadt,
Reinbek b. Hamburg, Reinfeld bei Lübeck, Reinberg (Rügen), Reichenau, Rennes,
Rouen, Reims, Roanne, Riga. Die Endung -ow deutet auf wendischen Einfluß und
bedeutet Aue, auch "nahe bei".
Zusammenfassend konnte ich feststellen, dass meine bäuerlichen Vorfahren
im Havelland rückblickend zuerst ~ 1550 in Damme (Havelluch) genannt werden,
wohl am längsten in Vietznitz/Friesack als Bauern ansässig waren (1623 bis 1784)
und sich von dort her über Betzin (b. Fehrbellin) auch als Torfstecher (Kunersdorf
und 1840 Reppen), Sattler, Schmiede, später im 20. Jahrhundert als Kaufleute,
Verwaltungsbeamte, Lehrer und Pfarrer ausbreiteten. Anfänglich glaubte ich,
wie mein Vater auch, dass die Rhinows als Hugenotten vom Großen Kurfürsten (8.11.1685
Potsdamer Edikt) nach Brandenburg gerufen wurden. Inzwischen konnte ich mit
Hilfe der Kirchenbücher feststellen, dass 1594 bereits eine 14jährige Catharina
Rinaue in Gottberg konfirmiert wurde und eben auch in Damme (1540), Roskow (1575)
und Vietznitz (1600) bereits vor der Einwanderung der Hugenotten 1685 Rinos
ansässig waren. In Nauen erlebte Pfarrer Georg Rinow die reformatorische Wende
1539. In Havelberg amtierte ein Pfarrer Rhinow ab 1579. Sollten Rhinows/Rinos
tatsächlich aus den Rheinprovinzen nach Brandenburg eingewandert sein (auf französischer
Seite des Rheins liegt der Ort Rhinau, der Familienname Rhinow ist auch im Elsaß
verbreitet), muß dies früher erfolgt sein. Bald nach der Rückeroberung Brandenburgs
durch den Askanier Albecht der Bär am 11. Jui 1157 begann im 12. Jahrhundert
ein solcher Zustrom aus den Niederlanden, aus dem Badischen und aus der Pfalz
vorwiegend ins Havelland. Der letzte Krieg und in seiner Folge die Flüchtlingsströme
haben die Rhinows inzwischen noch weiter verbreitet (Berlin, Falkensee, Spremberg,
Mainz, Bonn, München, Oberaudorf,...). In der Schweiz lebt heute der bekannte
Staatsrechtler, Politiker, z. Zt. Präsident des Schweizer Roten Kreuzes,
Prof. Dr. René Rhinow, sein Bruder, Paul Rhinow, war viele Jahre Direktor
des Basler Flugplatzes. Der Großvater war ein bekannter Buchdrucker und
stammte aus dem Havelland! Ein Marine-Ober-Ingenieur Rhinow war an dem Bau von
Bauers erstem Uboot, dem Seehund, beteiligt. Vorfahren einer Rathenower Linie
kommen aus dem Dessau Umland. Bei den Wittstocker Rhinows vermute ich eine Verbindung
zu den Vietznitzer Rinos, ebenso bei den Rinos/Rhinows in Brädikow und Rohrbeck.
Eine Wittstocker Linie verzweigt sich nach Mecklenburg. Ältere Stammlinien sind
in Gottberg/Neuruppin verwurzelt. Natürlich gibt es auch Rhinows-Auswanderer.
Viele leben in Italien, in Südamerika und Nordamerika, auch in Südafrika.
Nach mehrjährigen Nachforschungen gehe ich davon aus, dass wohl die Keimzelle
der bäuerlichen Ostkolonisten Rino im havelländischen Damme (13 km östlich von
Rathenow) liegen könnte. Entweder kamen sie im 13. oder 14. Jahrhundert aus
dem Land der Flamen oder vom Oberrhein. Von Damme aus zogen Rinos 1575 nach
Roskow (20 km südöstlich), 1582 nach Gottberg, nach Nennhausen, etwa 1623 nach
Vietznitz (12 km nordöstlich) und spätestens 1843 nach Buckow. Der Ortsname
Damme erinnert an den häufigen niederländischen Familiennamen von Damme und
natürlich auch an die niedersächsische Stadt Damme im Oldenburger Münsterland.
Interessant war für mich, auch Quellen der Dombibliothek in Brandenburg zu studieren.
Es gab also bereits 1539 einen Pfarrer Rinow in Nauen, der damals die Reformation
dort einführte. In der Stadtkirche von Havelberg bin ich auf eine Grabplatte
im Kircheninnern gestoßen, die auf einen Parrer Petrus Rinow verweist, der dort
ab 1579 tätig war und 1583 ein Buch über Mißgeburten veröffentlichte. Auch in
Stettin wurde ein Pfarrer Rhino bereits 1492 gemeldet. Diese Pfarrerdynastie
könnte von der Adelsfamilie der Rhinow aus Stendal abstammen. Mir liegt
eine Kopie eines Schreibens aus Sélestat (Sletstat im Elsaß) vor, in dem ein
Bibliothekar darauf hinweist, dass dort im 15. und 16. Jahrhundert viele Rinows
wohnten, von denen die meisten aus dem bereits erwähnten "Rhinau" zuzogen. Er
notierte auch eine Uni-Notiz aus Wien: "Theodericus Rino de Sletstat, baccalarius
Eduordensis 1474 II. A/ 52" und nennt auch als den berühmtesten Rinow den Humanisten
Beatus Rhenanus (1485-1547), alias Rhinower aus Schlettstadt, der allerdings
keine Nachkommen hatte. Diesen findet man auch im Brockhaus . Auch die frz.
Autofirma Renault hat übrigens einen durchaus verwandten Wortstamm.
Die erwähnte Genealogin Frau U. Rienow erwähnt als ältesten beurkundeten Hinweis
auf einen Rynowe den im 12. Jh. lebenden Bischof vom Samland Rudolf Mühlhausen,
dem Stagote de Rynowe ein Stück Land zum Lehen gibt. Sie schrieb mir, dass es
in der Schweiz bei Rheinach das Haus Rinow gäbe.
Es gibt Hinweise darüber, dass Rinios auch in Westpreußen ansässig
waren.
In der Altmark, Stendal zugehörig, etwa 55 km westlich von Damme, saß seit dem
14. Jahrhundert ein ratsfähiges Geschlecht (Patrizier) der Rinows. Sie erwarben
am Anfang des 16. Jahrhunderts Rittergüter und traten in den Adelsstand ein.
Dieses Adelsgeschlecht, das nie ausgebreitet war, starb mit dem Tode des Rittmeisters
a. D. v. Rinow auf Warburg (das seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts der Familie
gehörte) im Oktober 1872 aus. Ein Verzeichnis des ausgestorbenen preußischen
Adels zeigt auf der Tafel 44 das Wappen dieser Familie. In dieser Familie tauchen
die Vornamen Georg, Hans-Georg und Peter auf; für mich ebenfalls ein Hinweis
auf die Familiennähe der Pfarrerdynastie Rinow im Havelland zu dieser Patriezierfamilie
in Stendal.
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