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Besuch in Europas ältestem buddhistischem Zentrum

Am 1. März traf sich unsere Rentnergang an einem kalten spätwinterlichen Morgen vor dem buddhistischen Haus am F. Edelhofdamm 54 in Berlin Frohnau. Abseits der Bundesstraße 96 standen wir am Fuße eines für Berliner Verhältnisse ungewöhnlich steilen Bergkegels, auf dem eine ältere Villa thronte. Mir ist immer noch nicht ganz klar, ob dieser Berg künstlich aufgeschüttet wurde oder ob es sich um eine alte Sanddüne handelt. Um uns herum am frühen Vormittag wenig Verkehr, eine vornehme ruhige Villengegend, selbst die Straßen haben noch einen parkähnlichen Charakter. 100 m von unserem Zielort entfernt passierten wir in einem langgestreck-ten Park, der von zwei parallelen Straßen eingerahmt war, ein buddhistisches Eingangstor. Kurz vor 10 Uhr zogen wir an der Gedenktafel für einen Dr. Dahlke, den Gründer und Stifter des buddhistischen Hauses vorbei und kraxelten den steilen Weg hinauf, der oben an der Hauswand entlang um einen Tempelanbau herum in den In-nenhofbereich führte. Das ursprüngliche Wohnhaus des Arztes Dr. Dahlke, zweige-schossig, war großzügig als Einfamilienhaus konzipiert. Seitdem vor 80 Jahren hier buddhistische Mönche eingezogen waren, unterhalten sie die Arbeits-, Vortrags- und Versammlungsräume mit einer umfangreichen Bibliothek im Erdgeschoss. Die vier Mönche wohnen im oberen Stockwerk. In der Eingangshalle waren Stellwände mit vielen Fotos und Informationen buddhistischen Lebens aufgestellt. Auf einem Tisch lagen ausgebreitet etwa 10 verschiedene Bücher zur buddhistischen Lehre, die Besucher erwerben können. Wir wurden in den Vortragsraum geführt und saßen dort an zwei langen Tischreihen mit dem Blick auf einen blumengeschmückten Altar.

Ein etwa 35 jähriger Mönch aus Srilanka, der vor drei Jahren als Mönch und ausgebildeter Lehrer nach Berlin entsandt wurde, begrüßte uns sehr herzlich in etwas gewöhnungsbedürftigem Deutsch. Bei seinem einstündigen Vortrag hielt er sich eigentlich sehr eng an den Fragenkatalog, den wir ihm vor Beginn des Treffens übergeben hatten. Er erklärte den buddhistischen Weg, Leben ohne Hass, ohne Lüge, ohne ungeordnete Sexualität. Das Gebot, du sollst nicht töten, ist für den Buddhisten auch auf alle Lebewesen ausgeweitet. Ein Buddhist ist daher eigentlich ein strenger Vegetarier. Unser Mönch bekannte, dass er schon einmal Fleisch essen würde, wenn man ihn dazu einlädt. Armut ist jedenfalls ein Gebot buddhistischer Mönche. Er verwies in diesem Zusammenhang auf sein einfaches Gewandt und auf die für ihn erfreuliche Konsequenz, dass er nicht bestohlen werden kann. "Man kann bei ihm nichts holen!".

Die Blumen am Altar seien für ihn symbolhaft Hinweise auf die Vergänglichkeit menschlichen Lebens. Er sprach sehr ausführlich über die Meditation. Man könne in ganz verschiedener Weise meditieren. So könne man physiologische Abläufe beim Gehen verinnerlichen oder über einen guten Gedanken zur inneren Ruhe gelangen. Schließen sie einmal den Tag ab mit dem innigen Wunsch, ihre Angehörigen, ihre Nachbarn, ihre Mitbürger in der Stadt, ihre Feinde mögen glücklich werden und sie werden erleben, dass da eine Energie in Bewegung gesetzt wird hin zur guten Lebensart.

Das Bekenntnis zum buddhistischen Glauben schließt die Zugehörigkeit zu einer anderen Religion eigentlich aus. In Berlin zählen sich in 43 buddhistischen Zentren rd. 60 000 Menschen zugehörig zum buddhistischen Glauben (= 1,5 %). Das buddhistische Haus in Berlin erhält einerseits Zuschüsse aus Srilanka andererseits Spenden der Anhänger. Natürlich gibt es unterschiedliche Richtungen im Buddhismus. So ist der Dalai Lama sicher in seiner vom westlichen Ausland geförderten politischen Bedeutung gegen China zu sehen.

Am Ende berichtete unser Mönch frank und frei seinen Weg ins buddhistische Kloster. Mit 7 Jahren war er mit Erlaubnis der Eltern dort eingetreten, hatte die Schule und Ausbildung zum Lehrer absolviert, seine geistlichen Übungen vertieft, mit 21 Jahren eine Prüfung abgelegt und dann sich selbst zu diesem Weg bekannt.

Es ist ein Weg, der durchaus auch eine Abkehr zuläst. Er könne jeder Zeit den Mönchsorden verlassen und in ein weltliches Leben zurückkehren. Gerade diese Äußerung hat viele von uns beeindruckt. Der Buddhismus lässt dem Menschen einen größeren freien Spielraum.

Abschließend wurde für die Gruppe der Tempel geöffnet. In der Vorhalle legten wir unsere Schuhe ab und betraten strumpfsocket den größeren rechteckigen Raum mit zwei Buddhafiguren. An den Wänden waren Hinweise angebracht, wie man in diesem Raum meditiert. Alte Inschriften auf Steintafeln vermitteln Buddhas Lehre.

Es war eine eindrucksvolle Begegnung mit einer für uns so fremden Welt, die durchaus sympathische Züge vermitteln konnte und mindestens sehr nachdenklich stimmte.

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